Zivile und militärische Logistik zeigen kaum Unterschiede
Schenker und ESG erledigen für die Bundeswehr in Kassel die Ersatzteilversorgung
DVZ Vom 19. März 2005
Eine starke Truppe, so bezeichnet sich die Bundeswehr gern in öffentlichen Kampagnen. Doch ohne ausgereifte Logistik ist jedes Heer so kräftig wie ein zahnloser Papiertiger. Um aber tatsächlich eine funktionierende Streitkraft zu sein, arbeitet die Bundeswehr mit der ESG Elektroniksystem- und Logistik GmbH, München, und der Schenker Deutschland AG zusammen.
Die ESG bewirtschaftet im Auftrag des Bundesamtes für Wehrtechnik ein Zentrallager, das die Ersatzteilversorgung der Streitkräfte von 50 zivilen Instandsetzungsbetrieben sichert. Auch ein bundeswehreigenes System-Instandssetzungszentrum in Darmstadt wird über das Lager beliefert. Drei weitere Zentren dieser Art sollen in diesem Jahr noch an das System angeschlossen werden.
Der Logistikdienstleister erledigt das operative Geschäft. Er ist verantwortlich für die Abholung der Materialien aus den Materialdepots, organisiert das gesamte Warehousing und liefert die Ersatzteile zu den Werkstätten. Anfang dieses Jahres haben Bundeswehr, ESG und Schenker ihre Kooperation um vier Jahre verlängert.
Das "zentrale bundeseigene Lager" (Zebel) liegt im Norden von Kassel. Auf 12 000 m und 12 000 Palettenstellplätzen sowie 100 000 Fachboden-Kleinteilelagerplätzen sind etwa 50 000 Artikel bevorratet - Getriebeteile für Panzer ebenso wie winzige Spezialschrauben und Muttern.
Die Techniker in den Instandsetzungsbetrieben geben ihre Bestellung direkt in das System ein. Dabei kommunizieren die Materialdepots der Bundeswehr mit der ESG. Über das IT-Tool MDN Pro findet die Kommunikation und übergeordnete Disposition statt. Die ESG-Mitarbeiter vergleichen damit ihre Warenwirtschaftssysteme und Datenbestände. Daraus ergibt sich, welche Teile die Bundeswehr benötigt. Die Lieferanten stellen an das Lager in Kassel zu.
"Im Verlauf des gesamten Prozesses findet eine durchgehende Scannung der Materialien statt", sagt Dr. Bernd-Rüdiger Pahnke, Mitglied des Vorstandes der Schenker Deutschland AG. Im Wareneingang werden die Teile kontrolliert. Die Lagerarbeiter prüfen die Zahl der Teile und deren Beschaffenheit. Das Materialmanagement ist so angelegt, dass es für alle Teile eine Voravise gibt. Im Lager ist somit immer bekannt, was sich gerade im Anlauf befindet.
Die Daten erfasst das Schenker-System [storagement, Anm. d. Webmasters], anschließend wird ein Label gedruckt. Dieses bekommt der Artikel, womit das Personal automatisch einen Hinweis auf den Lagerplatz erhält. Bei der Einlagerung scannt der Arbeiter zunächst den Lagerplatz, dann prüft das System, ob es der richtige Ort ist. Für sicherheitsrelevante Teile, von denen es laut Ulrich Meißner, Leiter der Schenker-Geschäftsstelle in Kassel, nur wenige vor Ort gibt, steht ein 70m² großer, fensterloser Raum zur Verfügung. Waren, die dort lagern, unterliegen dem Kriegswaffenkontrollgesetz. "Zu diesen Raum haben nur speziell qualifizierte und autorisierte Personen Zutritt", erklärt Meißner.
Der Logistikdienstleister musste den Standort von militärischen Sicherheitsexperten prüfen und abnehmen lassen. Er entspricht nun den Sicherheitsanforderungen, die auch für Depots der Bundeswehr gelten. Zu besonderen Sicherheitsmaßnahmen gehört außerdem, dass der Logistikdienstleister Wechselbrücken mit nummerierten Plomben versiegelt.
Für den Vorstandsvorsitzenden der Schenker Deutschland AG, Hans-Jörg Hager, ist der Standort "strategisch sehr wichtig". Zwar mache das Geschäft mit der Bundeswehr lediglich einen Bruchteil des gesamten Konzernumsatzes aus. Allerdings ist ein großes Outsourcingpotenzial bei der Bundeswehr vorhanden, das laut Hager in dreistelliger Millionenhöhe liegt.
Von Robert Kümmerlen
(gekürzt)